Jugendämter in NRW stehen unter Druck. Experten fordern Maßnahmen gegen Überlastung und besseres Funding.
Die Jugendämter in Nordrhein-Westfalen (NRW) sehen sich momentan einer erheblichen Belastung gegenüber. Laut Experten schilderte der Ausschuss für Familie im Landtag bei einer Sitzung die Situation der Allgemeine Sozialen Dienste (ASD) als herausfordernd. Ein zentrales Problem ist der Personalmangel, gepaart mit einer steigenden Zahl an sogenannten „Systemsprengern“ – Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen, die sowohl zeit- als auch kostenintensive Betreuung erfordern.
Matthias Menzel vom Städte- und Gemeindebund NRW wies darauf hin, dass die Unterbringung dieser speziellen Fälle oft als äußerst schwierig wahrgenommen wird und kleinere Kommunen damit finanziell überfordert sind. Dies führt zu einer hohen Belastung der Mitarbeiter, die einen Großteil ihrer Zeit mit der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten verbringen, anstatt ihrer eigentlichen sozialen Arbeit nachzukommen.
Experten berichteten, dass die „Kette der Hilfe“ für bedürftige Kinder in NRW oft nicht funktioniere. Fehlende frühkindliche Bildungsangebote und mangelnde Prävention erhöhen den Druck auf die bestehenden Wohngruppen. Die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege NRW stellte fest, dass der Abbau von Familienberatungsstellen in den letzten Jahren die Situation weiter verschärft hat.
Familienministerin Josefine Paul (Grüne) wies darauf hin, dass das Land umfangreiche Mittel, insgesamt 70 Millionen Euro, zur Verfügung gestellt habe. Dennoch wurde seitens der FDP-Politikerin Marcel Hafke kritisiert, dass im Ministerium ungenutzte Budgetreserven in Höhe von angeblich 400 Millionen Euro existieren, die für die Unterstützung der Jugendämter verwendet werden könnten. Ministeriumssprecher betonten, dass lediglich 39 Millionen Euro tatsächlich unfrei verfügbare Mittel seien.
Die Idee von Fallobergrenzen, um die Anzahl der Fälle pro Mitarbeiter zu reduzieren, spaltet die Meinungen der Experten. Während einige die Erhöhung der Mitarbeiterqualität als prioritär erachten, sehen andere die Notwendigkeit, die aktuelle Personalsituation zu verbessern. In Gelsenkirchen wird momentan ein innovativer Ansatz verfolgt, bei dem nicht mit festen Fallzahlen, sondern mit Prozessen gearbeitet wird, um den individuellen Bedürfnissen der Fälle gerecht zu werden.
Die Jugendämter in NRW stehen unter einem hohen Druck, was sowohl finanzielle als auch strukturelle Herausforderungen mit sich bringt. Die Initiativen zur Verbesserung der Situation müssen verstärkt und die Finanzen der Jugendämter stabilisiert werden, um eine adäquate Betreuung für Kinder und Jugendliche sicherzustellen.
Quelle: WDR
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