Acht Jahre nach der Räumung des Hannibal-Hochhauses in Dortmund entscheidet ein Gericht über die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahme.
Die Entscheidung zur Räumung wurde von der Stadt Dortmund und der Feuerwehr getroffen, die eine akute Gefahr für die Sicherheit der Bewohner sahen. Insbesondere die Treppenhausschächte des 18-geschossigen Gebäudes wiesen so schwere Mängel auf, dass im Notfall ein Brand durch den sogenannten Kamineffekt das gesamte Gebäude in Gefahr bringen hätte können. Diese Situation wurde schließlich nach dem verheerenden Brand im Grenfell Tower in London erkannt, bei dem 72 Menschen ihr Leben verloren.
Der damalige Eigentümer des Hannibal, eine Wohnungsgesellschaft aus Berlin, stellte das Vorgehen jedoch als übertrieben dar. Er behauptete, die Brandschutzmängel hätten mit geringem Aufwand behoben werden können und klagte im Oktober 2021 beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gegen die Stadt Dortmund.
In der ersten Instanz gaben die Richter der Stadt Dortmund weitgehend Recht. Sie bestätigten, dass die Mängel ernst zu nehmen waren und die Räumung daher gerechtfertigt. Doch gleichzeitig kritisierten sie auch die Stadt, da sich im Laufe der Jahre herausgestellt hatte, dass nicht alle baulichen Veränderungen am Hannibal den genehmigten Plänen entsprachen und dass viele Bauvorschriften vernachlässigt wurden.
Weil das Urteil der ersten Instanz keinen klaren Sieger hervorgebracht hatte, entschieden beide Parteien, in Berufung zu gehen. Die monetären Forderungen beider Seiten sind erheblich: Der Eigentümer fordert Schadensersatz für den entgangenen Mietausfall, der in Millionenhöhe liegen könnte, während die Stadt Dortmund über 450.000 Euro für die Kosten der Räumung und der Sicherungsmaßnahmen zurückverlangen möchte. Der Prozess am Montag wird sich jedoch zunächst darauf konzentrieren, wer rechtlich im Recht ist, ohne dass es um konkrete Geldforderungen geht.
Der Hannibal wurde im Februar 2021 verkauft und der neue Eigentümer arbeitet aktuell an einer umfassenden Sanierung des Gebäudes, das ursprünglich in den 1970er Jahren errichtet wurde. Die ersten Wohnungen sollen im Laufe des kommenden Jahres wieder bezugsfertig sein, was zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarkts in Dortmund beitragen könnte. Einige ehemalige Bewohner haben ihre Mietverträge bis heute nicht gekündigt, sodass sie im Falle einer Fertigstellung möglicherweise in ihre alten Wohnungen zurückkehren können.
Wir informieren dich regelmäßig über aktuelle Nachrichten, Staus und wichtigen Themen - ohne Dich zu nerven!
Wir schätzen Ihren Beitrag! Wenn Sie Fragen haben, uns Feedback geben oder einfach nur Hallo sagen möchten, steht Ihnen unser Team gerne zur Verfügung. Bitte zögern Sie nicht, uns über das unten angegebenen Kontaktformular zu kontaktieren.