Mariana Cannabis nimmt Stellung: Deutschlands größter Cannabis Club erklärt Verzögerungen bei der ersten Ernte und die Verwendung der Mitgliedsbeiträge.
Am 01.07.2025 hatten wir über Beschwerden von Mitgliedern des Cannabis Social Clubs „Mariana Cannabis“, in diesem Artikel, berichtet. Der Club mit Sitz in Göttingen ist mit rund 18.000 Mitgliedern nach eigenen Angaben der größte seiner Art in Deutschland. Viele Mitglieder hatten sich darüber beklagt, dass sie seit über einem Jahr Mitgliedsbeiträge zahlen, bisher aber kein Cannabis erhalten haben.
Der Sprecher von Mariana Cannabis, Keno Mennenga, betont, dass der Verein in den letzten Monaten auf behördliche Genehmigungen gewartet habe. Die erste Anbaulizenz sei Mitte Juni 2025 erteilt worden. Für weitere Anträge rechne man in den kommenden Wochen mit Entscheidungen. Grund für die Verzögerungen seien laut Club lange Bearbeitungszeiten bei den zuständigen Behörden sowie Rechtsfragen, die zunächst geklärt werden mussten.
Die Struktur von Mariana Cannabis sieht vor, dass der Hauptverein 180 eigenständige Zweigvereine unterstützt. Diese kümmern sich jeweils um die Kommunikation mit Behörden, die Immobiliensuche und den Aufbau von Anbauflächen.
Die Mitgliedsbeiträge würden laut Verein ausschließlich für den Aufbau der Strukturen genutzt. Eine Rückzahlung sei aktuell nicht vorgesehen, da die Gelder in Mieten, Notarkosten, Schulungen und Verwaltung fließen würden. Eine vereinsinterne Finanzaufsicht soll die korrekte Verwendung der Mittel kontrollieren.
Mit Blick auf die Zukunft kündigt Mariana Cannabis an, weitere Lizenzanträge vorzubereiten und neue Anbauanlagen in verschiedenen Bundesländern aufzubauen. Einen konkreten Zeitpunkt für die erste Cannabis-Ausgabe konnte der Verein noch nicht nennen.
Könnten Sie mir kurz erklären, warum „Mariana Cannabis“ das größte Netzwerk seiner Art in Deutschland ist und wie die Struktur genau funktioniert?
„Mariana Cannabis ist eine sehr, sehr große Unternehmung. Wir versuchen, alle Teile der Cannabis-Community abzudecken. Hauptsächlich unser erstes Kernprojekt sind die Cannabis Social Clubs. Und zwar gibt es 180 Cannabis Social Clubs und viele von denen sind Mitglied im Gesamtverein. Und dieser Gesamtverein unterstützt diese einzelnen Vereine. Jetzt ist es so, dass sich einiges geändert hat. Diese einzelnen Vereine sind jetzt teilweise nicht mehr bei uns im Gesamtverein drin, sondern es sind rechtlich selbstständige Vereine, die jetzt auf freiwilliger Basis mit uns zusammenarbeiten. Und wir unterstützen beim Aufbau der Kommunikation mit den Behörden, der Immobiliensuche, alles, was die jeweiligen Vereine eben von uns benötigen.“
Jetzt ist es ja so, dass viele Mitglieder seit über einem Jahr auf ihre erste Ernte warten. Wodurch kommt es zu diesen Verzögerungen und können Sie jetzt schon sagen, ab wann dann wirklich Cannabis ausgegeben wird?
„Ich fange mal von hinten an. Ich kann nicht sagen, wo überall wann genau Cannabis ausgegeben wird. Das ist sehr, sehr schwierig, weil viele Dinge einfach nicht von uns abhängen. Es hat an vielen Stellen sehr, sehr lange gedauert, bis Entscheidungen getroffen worden sind von Behörden. Wir haben jetzt erst vor kurzem unsere erste Anbaulizenz bekommen. Also einer unserer Vereine, die wir unterstützen, hat jetzt seine erste Anbaulizenz bekommen in Göttingen. Und dieser Antrag wurde gestellt im Dezember.
Der Gesetzgeber sieht eigentlich vor, dass die Bearbeitungszeit für Lizenzen drei Monate sind. Und wir sehen, dass es an vielen Stellen länger dauert. Unsere erste Lizenz, die wir gestellt haben, da warten wir schon fast zwölf Monate drauf.
Aber wir gehen jetzt überhaupt nicht mehr davon aus, dass es in Zukunft so lange dauern wird. Es hat einfach gedauert, auch bis die Behörden sich mit der neuen Situation dieser Rechtslage einfach zurechtgefunden haben. Es gab auch viele Rechtsunklarheiten und man hat auch häufig darauf gesetzt, dass einige Vereine vielleicht den Rechtsweg beschreiten, um Klarheit für alle zu schaffen, auch für die Behörden. Es sind eben viele Faktoren, die da mit reinspielen, die das Ganze am Anfang massiv verlangsamt haben.“
Und wohin fließen die Beiträge aktuell konkret? Also können Sie garantieren, dass kein Geld irgendwie zweckentfremdet wird?
„Ja, das können wir. Also die Vereine selbst, jeder Verein ist selbstständig, hat sein eigenes Konto, es wird buchhalterisch selbstständig betreut, das ist alles für sich. Der Gesamtverein unterstützt natürlich da, wo er soll und möchte. Und davon wird nichts zweckentfremdet. Also wir würden auf gar keinen Fall irgendwie riskieren, die Legalisierung und den Zugang zu sauberem Gras, das ist das, was wir machen, das ist das, wofür wir stehen, durch irgendwelche Dummheiten wie so etwas zu riskieren.“
Ja, es gibt ja die Sorge, dass Vorstände oder irgendwelche Beteiligungsgesellschaften profitieren könnten. Wie stellen Sie diese Transparenz und Kontrolle sicher?
„Wir haben auf der Mitgliederbasis eine Finanzaufsicht gewählt, die wird dann jederzeit Einsicht in alle Verträge, alle Gehälter, alle Strukturen, alle Zahlen nehmen. Das passiert regelmäßig, kann aber auch unangekündigt geschehen. Das geschieht vor Ort, es wird alles bereitgestellt. Und da haben die Mitglieder ihr eigenes Organ geschaffen, um wirklich Einsicht nehmen zu können in alle Papiere, alle Zahlungen, alle Strukturen, die da irgendwie mit Mariana und drumherum zu tun haben.“
Haben Sie trotzdem die Sorge, dass Ihnen vielleicht Mitglieder abspringen könnten oder sogar klagen könnten?
„Also abspringen könnten, die Sorge haben wir, das gab es auch schon. Das liegt aber eben einfach an dieser langen Wartezeit, die eben auch nicht durch uns verschuldet ist. Also es gab viel zu lange Wartezeiten aufgrund von behördlichen Entscheidungen. Und wenn dann jemand sagt, es dauert jetzt über ein Jahr, ich möchte nicht mehr, dann ist das tatsächlich auch verständlich. Aber wir machen trotzdem weiter, wir bauen trotzdem weiter auf. Und wenn jemand versuchen möchte zu klagen, dann wüsste ich ehrlich gesagt nicht, welcher Grundlage. Also unsere Satzung, unsere Beitragsordnung, alle Strukturen drumherum sind sehr, sehr klar. Und mir fällt kein Szenario ein, wo man jetzt irgendwie etwas einklagen könnte.“
Gäbe es denn die Möglichkeit, dass Mitglieder ihre Beiträge auch zurückbekommen, wenn es länger dauert als erwartet? Oder geht das gar nicht?
„Das ist aktuell mit diesen Strukturen, so wie wir sie haben, nicht möglich.
Und warum nicht?
„Weil einfach zum Aufbau der jeweiligen Vereine und der ganzen Strukturen drumherum werden genau diese Gelder ja verwendet. Das sind ja alles Arbeitszeiten, das sind ja auch teilweise Mieten, Rechnungen, Notare möchten bezahlt werden und, und, und. Die Lehrgänge für die Präventionsbeauftragten kosten Geld. Also es ist einfach so, dass dieses Geld jetzt hier nicht einfach angespart wird und liegt auf einem Konto, sondern genau die Hilfe dafür benutzt, um eben die Cannabis Social Clubs aufzubauen.“
Dann würde ich noch einen kleinen Blick in die Zukunft werfen. Wie geht es denn jetzt weiter mit dem Verein? Wie viele Ernten planen Sie dann pro Jahr, wenn alles läuft? Und was ist noch alles in der Zukunft angedacht?
„Also weiter geht es jetzt hoffentlich sehr bald mit unseren nächsten Lizenzen. Wir hatten ja 16 Lizenzanträge gestellt. Die erste ist jetzt da. Die weiteren 15 kommen hoffentlich sehr bald. Wir bereiten jetzt 38 weitere vor und sind jetzt auch gerade dabei, Immobilien zu besichtigen und den Aufbau unserer nächsten Anbauanlage in Niedersachsen zu planen und dann sehr bald damit zu starten. Und wenn es dann soweit ist, wird sich zeigen, wie weit auch noch andere Bundesländer sind. Wir sind ja bundesweit aktiv. Also es ist ein sehr, sehr dynamisches Verfahren. Von daher ist es extrem schwierig, Prognosen, zeitliche Prognosen abzugeben. Das haben wir in dieser Teillegalisierung schon gemerkt. Denn dritte da einfach auch noch mit Entscheidungen treffen, lässt sich da zeitlich einfach keine wirkliche Einschätzung machen.“
Dann sage ich vielen Dank für die Antworten, Herr Mennenga, und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
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