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80 Hinweise zu ungelöstem Prostituierten-Mord vor 33 Jahren

Seit einem Jahr rollt die Polizei Dortmund mehr als 100 lange ungelöste Gewaltverbrechen neu auf. Auch Jahrzehnte später gibt es neue Spuren oder Hinweise - und manchmal Ermittlungserfolge.

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Nordrhein-Westfalen - Vorstellung ungelöste Cold-Case-Fälle Dieter Menne/dpa

Dortmund (dpa/lnw) - Bei der Suche nach einem mutmaßlichen Mörder, der vor 37 Jahren eine Frau aus Dortmund erstach, werten Dortmunder Ermittler aktuell rund 80 Hinweise aus der Bevölkerung aus. Geprüft werden dabei auch zahlreiche Hinweise aus dem Dortmunder Rotlichtmilieu, wie Gregor Schmidt, Leiter der zuständigen Cold-Case-Ermittlungsgruppe ein Jahr nach deren Einrichtung berichtete. Einige der Zeuginnen gaben an, es sei seinerzeit unter den Prostituierten Angst vor dem Fahrer eines schwarzen Mercedes umgegangen. 

Der Fall war Ende September bei der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» vorgestellt worden und gehört zu einer Reihe von mehr als 100 ungelösten Altfällen, in denen die Ermittler auch nach Jahren und Jahrzehnten noch Hoffnung auf Aufklärung haben. 

Zwei Gewaltverbrechen, ein Täter?

Die damals in Dortmund arbeitende Prostituierte Sylvia Beerenberg war im Oktober 1987 in einen dunklen Mercedes gestiegen und später an einem Feldweg im Kreis Soest tot aufgefunden worden. Der Täter hatte 16 Mal mit einem Messer zugestochen. 

Die Ermittler gehen davon aus, dass derselbe Mann drei Jahre später abermals versuchte, eine 16-Jährige zu töten. Er hatte das Mädchen, dass auf dem Heimweg von einer Disko war, ganz in der Nähe des Straßenstrichs abgepasst und war mit ihr in den Kreis Soest gefahren. Sie überlebte den brutalen Angriff nur knapp. «Sie hat mit der Tat nicht abgeschlossen und will unbedingt, dass dieser Fall aufgeklärt wird», sagte Schmidt. 

Mord verjährt nicht: Zwei Urteile in Cold-Case-Fällen im November erwartet

Das Ziel, viele Jahre nach brutalen Gewalttaten mit Hilfe moderner Ermittlungstechnik noch Täter dingfest zu machen, verfolgen Ermittler in ganz Nordrhein-Westfalen seit einigen Jahren. Allein aus der Region um Dortmund rollen Mordermittler gemeinsam mit Kriminaltechnikern mehr als 100 Fälle neu auf. 

Jüngere Ermittlungserfolge geben ihnen recht: Mehrere Angeklagte stehen zurzeit vor Gericht. So konnten etwa nach dem Mord an der 28-jährigen Heike Kötting ein Tatverdächtiger und eine Tatverdächtige mit Hilfe von DNA-Spuren überführt werden. Sie sollen bei der jungen Frau eingebrochen und dann von ihr überrascht worden sein. Die DNA eines dritten Täters liegt vor - fand sich aber nicht in den Datenbanken. Im November werde ein Urteil erwartet, so die zuständige Staatsanwältin Gülkiz Yazir. 

Anklage hat sie auch mehr als 38 Jahre nach einem Mord in Bergkamen (Kreis Unna) gegen einen zur Tatzeit 18-Jährigen erhoben. Er soll damals mit einem weiteren unbekannten Täter einen 67-Jährigen erstochen haben - vermutlich aus Habgier oder um einen Diebstahl zu verdecken. Bei beiden lange zurückliegenden Gewaltverbrechen soll das Gericht im November ein Urteil verkünden.

© dpa-infocom, dpa:241030-930-274795/1