Andrang bei Wallfahrt in Kevelaer steigt zunehmend
Kriege, Unsicherheit, Klimaangst - viele Menschen suchen derzeit nach Orientierung. Die Marienwallfahrt in Kevelaer bietet dabei Gelegenheit zum Innehalten. Egal, wie religiös die Besucher sind.


Kevelaer (dpa/lnw) - Deutschlands zweitgrößter Pilgerort Kevelaer am Niederrhein registriert angesichts von Kriegen und Unsicherheit in der Welt einen gestiegenen Andrang. «Die Wallfahrt gewinnt an Interesse für die Menschen», sagte der Kevelaerer Pastoralreferent Bastian Rütten. Zahlreiche größere Gruppen seien bereits angemeldet. Dazu kämen immer mehr Einzelpilger oder Kleingruppen, die sich nicht anmeldeten und ihr eigenes Programm gestalteten.
Am 1. Mai wird die Marienwallfahrt traditionell mit drei symbolischen Hammerschlägen an die Pforte der Wallfahrtskirche eröffnet - in diesem Jahr durch den Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx.
Menschen «massiv auf der Suche nach Werten»
Die Menschen seien derzeit «massiv auf der Suche nach Werten», sagte Rütten. Das Angebot der Marienwallfahrt sei aber keine Wunderheilung für alle Probleme. «Das ist keine Wunscherfüllungsmaschine.» Aber das kurze Innehalten im Gebet, im Nachdenken oder beim Anzünden einer Kerze «holt Dich raus aus dem Tunnel», sagt Rütten. Schon in diesem Sinne könne die Wallfahrt Trost bieten. «Die Leute tanken hier Kraft.»
«Seit Wochen mal für 20 Minuten den Kopf frei - geschützt vor dem Wahnsinn dieser Welt» - mit dieser Einschätzung habe sich ein Besucher der Wallfahrtskirche bedankt. Wie religiös die Pilger sind, bleibe dabei ihre Angelegenheit, betonte Rütten. «Glauben die auch? Das geht uns nichts an.»
Tausende Kerzen an der Marienkapelle
Den Höhepunkt erreicht die Wallfahrtssaison in der Regel im Spätsommer und Frühherbst. Dann gebe es pro Wochenende rund 35 Gottesdienste in der Basilika und den Kapellen, und an der Außenwand der Marienkapelle würden Tausende Kerzen angezündet, sagt Rütten. Vielen Menschen schreiben ihre Nöte und ihren Dank für Beistand in ausgelegte Bücher.
Kevelaer gilt als zweitgrößter Pilgerort in Deutschland hinter Altötting in Bayern. Bis zu 800.000 Besucher kommen in guten Jahren bis zum Ende der Pilgersaison Anfang November an den Niederrhein. «Gut möglich, dass diese Zahl 2025 erreicht wird», sagt Rütten. Genaue Zählungen gebe es nicht.
Ziel der Gläubigen ist die Gnadenkapelle vor der Basilika mit dem Marienbild «Trösterin der Betrübten». Am Wallfahrtsort gibt es auch Angebote zu einem seelsorgerlichen Gespräch. Die Wallfahrt findet seit mehr als 380 Jahren statt.