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Zehntausende im öffentlichen Dienst kämpfen für mehr Geld

Der öffentliche Dienst verlangt mehr Geld - und die Gewerkschaften machen Druck. Zehntausende Beschäftigte haben in NRW ihre Arbeit niedergelegt. Das hat Folgen für die Menschen im Land.

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Verdi-Warnstreiktag - Nordrhein-Westfalen Benjamin Westhoff/dpa

Düsseldorf/Köln (dpa/lnw) - Die Kita geschlossen, der Bus fährt nicht, der Mülleimer bleibt ungeleert: Mit einem landesweiten Warnstreik haben Zehntausende Beschäftigte viele Bereiche im öffentlichen Dienst in NRW lahmgelegt. Im ganzen Land kamen nach Angaben der Gewerkschaft Verdi 42.000 Menschen zu Demonstrationen zusammen, um ihrer Forderung nach mehr Geld und mehr freien Tagen Nachdruck zu verleihen.

Der landesweite Warnstreiktag in NRW war laut Verdi der Höhepunkt der Aktionen vor der am Freitag beginnenden dritten Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. In einigen Städten soll der Arbeitskampf auch in den kommenden Tagen noch weitergehen. Teilweise bleiben dann Straßenbahnen und Busse in den Depots, Kitas und Schwimmbäder sollen geschlossen und Mülleimer ungeleert am Straßenrand stehen bleiben.

Pendler müssen improvisieren

Stark betroffen waren am Mittwoch die Pendler. Busse und Straßenbahnen im öffentlichen Nahverkehr im Ruhrgebiet und in vielen anderen nordrhein-westfälischen Großstädten standen weitgehend still. Pendler sollten auf das Fahrrad umsteigen oder auf S-Bahnen und Regionalzüge, rieten die Verkehrsbetriebe in Köln. Regionalzüge und S-Bahnen sind von dem Tarifstreit nicht betroffen.

Familien mussten ebenfalls umplanen: Erzieherinnen in Kitas waren vielerorts zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Auch in Kommunalverwaltungen, Kliniken, Sparkassen, Schwimmbädern, Jobcentern und Arbeitsagenturen legten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Arbeit nieder.

Forderung nach mehr Geld und mehr Freizeit

Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. 

«Wertschätzung beginnt da, wo sich die Menschen von ihrer Arbeit ihr Leben leisten können und unter Arbeitsbedingungen arbeiten, die nicht krank machen. Dafür werden wir bis zum Ende dieser Tarifrunde kämpfen», sagte die nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ayla Çelik.

Arbeitgeber nennen Forderungen «realitätsfern»

Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt. Die Forderungwn der Gewerkschaften nach acht Prozent mehr Lohn und mehr freien Tagen seien aber unangemessen und realitätsfern, sagte die Gelsenkirchener Oberbürgermeister Karin Welge (SPD) der WAZ - sie ist Verhandlungsführerin der Arbeitgeber.

Die Kommunen hätten das Geld für eine solche Tariferhöhung schlicht nicht. «Ich erwarte von einem Gewerkschaftschef, dass er weiß, was finanziell drin ist.» Im öffentlichen Dienst werde schon jetzt nicht schlecht bezahlt. Besonders kritisierte sie, dass die Gewerkschaften erneut besonders hohe Lohnzuwächse in den unteren Gehaltsgruppen erreichen wollen. «Das führt inzwischen zu der Tendenz, dass Beschäftigte eher auf der Ebene eines Sachbearbeiters bleiben und wir Führungspositionen deutlich schwerer besetzt bekommen», sagte Welge.

Auch die Forderung nach drei zusätzlichen freien Tagen im Jahr für die Beschäftigten wies Welge zurück. «Wir haben jetzt schon Probleme, die Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten. Drei freie Tage mehr ließen sich nicht organisieren.»

Die dritte Tarifverhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen beginnt am Freitag (14. März) in Potsdam und dauert bis 16. März.

© dpa-infocom, dpa:250312-930-400915/4