Bei Rot bleibt man stehen? - ADAC zählt Ampel-Sünder in Köln
Ob aus Zeitdruck, Ungeduld oder um die Bahn noch zu erwischen - immer wieder werden rote Ampeln ignoriert. Fußgänger warten besonders häufig nicht auf Grün.
Köln (dpa/lnw) - Ob Fußgänger, Radler oder Autofahrer: Zeigt die Ampel Rot, hält nicht jeder an - die überwiegende Mehrheit aber schon. Das hat eine aktuelle Erhebung des ADAC in Köln ergeben. Der Verkehrsclub hat dort an vier vielbefahrenen Kreuzungen jeweils vier Stunden lang Rotlichtverstöße gezählt.
Das Ergebnis: Von insgesamt rund 12.400 Verkehrsteilnehmern missachteten 3,6 Prozent die rote Ampel. Fußgänger gingen anteilsmäßig am häufigsten über Rot, nämlich 8,3 Prozent der 2.880 Personen. Von den E-Scooter-Fahrern ignorierten 5,9 Prozent das Rotlicht, bei den Radfahrern waren es 4,8 Prozent. 1,6 Prozent der Kfz-Fahrer hielten nicht bei Rot.
Laut ADAC-Sprecherin wurden die E-Scooter separat erfasst - auch wenn sie rein juristisch zu den Kraftfahrzeugen gehörten. Bei der Ahndung für Bußgelder jedoch würden E-Scooter mit den Fahrrädern gleichgesetzt.
Je länger Rot ist, desto häufiger wird Ampel ignoriert
Wären im Testzeitraum alle Rotlichtverstöße an den untersuchten Kreuzungen geahndet worden, hätten die betroffenen Verkehrsteilnehmer nach Berechnungen des ADAC 24.910 Euro Bußgeld zahlen müssen. Dazu hätte es insgesamt 246 Punkte in Flensburg und 37 einmonatige Fahrverbote gegeben.
«Die Ergebnisse zeigen, dass trotz teils empfindlicher Sanktionen zahlreiche Verkehrsteilnehmer das Rotlicht ignorieren», sagte Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein. «Je länger eine Rotphase anhält oder je geringer das Verkehrsaufkommen ist, umso eher wird eine rote Ampel ignoriert. Oft spielt auch Zeitdruck eine Rolle.»
Ampel-Blitzer und Kontrollen könnten helfen
Das Befolgen von Regeln und gegenseitige Rücksichtnahme seien für die Sicherheit im Verkehr aber unerlässlich. Nach Ansicht des ADAC könnten «Ampel-Blitzer» und gezielte Ampel-Kontrollen durch die Polizei dabei helfen, die Situation zu verbessern. Außerdem sollten an Kreuzungen mit häufigen Rotlichtverstößen die Ampelschaltungen überprüft werden.
2023 seien in Köln 320 Verkehrsteilnehmer aufgrund von Rotlichtverstößen verunglückt, darunter 91 Radfahrer und 65 Fußgänger, berichtete der ADAC unter Berufung auf die Unfallstatistik der Polizei. Fünf Menschen seien dabei ums Leben gekommen.
Die Ampel-Erhebung des ADAC in Köln fand am 29. Oktober 2024 - einem Dienstag - zwischen 7.00 und 11.00 Uhr mit einem KI-gestützten Kamerasystem statt. Der ADAC untersuchte zudem Rotlichtverstöße in vier weiteren deutschen Großstädten.