Bestechungsprozess: Polizist erscheint nicht
Ein Polizist unter Korruptionsverdacht ist seinem Prozess unentschuldigt ferngeblieben. Eine Zeugin deutet an, welchen Grund das haben könnte.
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![Amts- und Landgericht in Mönchengladbach](/media/cache/3/version/107951/klnwtyzcpq-v5-ax-s2048-v1.jpeg/d59687eb78203413dc2a083617ef37fb.jpg)
Mönchengladbach (dpa/lnw) - Ein unter Korruptionsverdacht stehender pensionierter Polizist ist zu seinem Prozess am Landgericht Mönchengladbach nicht erschienen. Er soll nun bei einem neuen Anlauf von der Polizei vorgeführt werden. Der angeklagte Kripobeamte aus Schwalmtal fehlte unentschuldigt. «Ohne Hauptangeklagten zu verhandeln, hat keinen Sinn», sagte der Vorsitzende Richter.
Eine Frau, die sich im Gericht als Bekannte des 62-Jährigen vorstellte, gab an, dass der Kommissar am frühen Morgen von einem Rettungswagen abgeholt worden sei. Näheres wisse sie nicht.
Sein Verteidiger ergänzte, dass er sich Sorgen um seinen Mandanten mache. «Der verpasst sonst keinen Termin und hatte zuvor schon einen Herzinfarkt.» In welchem Zustand der 62-Jährige sei, werde man sehen, sagte der Richter. Gegen einen Mitangeklagten, der ebenfalls unentschuldigt fehlte, wurde ein Haftbefehl erlassen und Untersuchungshaft angeordnet.
Bestechlichkeit und versuchte Erpressung
Der Hauptangeklagte, ein Kripobeamter aus Schwalmtal, soll Geld bekommen, Polizeiinterna weitergegeben und sich an einer versuchten Erpressung beteiligt haben. Der Fall war vor zwei Jahren aufgeflogen. Dem seit Anfang Oktober pensionierten Beamten werden Bestechlichkeit, versuchte Erpressung und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen.
Mitangeklagt sind zwei vorbestrafte 33 und 51 Jahre alte Männer aus Mönchengladbach und Viersen. Der Kripobeamte soll sie vor Ermittlungen gewarnt haben. Zudem sollen die Angeklagten zu dritt versucht haben, einen mutmaßlichen Betreiber einer Cannabisplantage zu erpressen.
Polizist wurde vom Dienst freigestellt
Laut Gericht ging es um die einmalige Zahlung von 80.000 Euro und monatliche Folgezahlungen in Höhe von jeweils 10.000 Euro. Der Kriminalbeamte war aufgeflogen, weil die Telefone seiner mutmaßlichen Komplizen im Rahmen anderer Ermittlungsverfahren überwacht worden waren. Zudem waren seine Abfragen in den verschiedenen Polizeidatenbanken aufgefallen.
Eine Verurteilung zu mehr als zwölf Monaten Freiheitsstrafe würde ihn um seine Pension bringen. Der 62-Jährige wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor zwei Jahren vom Dienst freigestellt und seine Bezüge um die Hälfte gekürzt. In dem Prozess soll in einer Woche ein neuer Anlauf unternommen werden.