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Kirche setzt Ehrenamtler wegen AfD-Tätigkeit vor die Tür

Ein katholischer Pfarrer hat einen Messdiener rausgeworfen, weil der für die AfD arbeitet. Die Partei kündigt rechtliche Schritte an - doch das Erzbistum verteidigt die Entscheidung.

Kreuz auf Kirchturm Friso Gentsch/dpa

Hamm (dpa/lnw) - Die katholische Kirche in Hamm hat einen AfD-Funktionär von sämtlichen Ehrenämtern in der Pfarrei ausgeschlossen. Ein aktiver Part in der AfD vertrage sich nicht mit kirchlichem Ehrenamt, habe der zuständige Pfarrer argumentiert, sagte ein Sprecher des Erzbistums Paderborn. Die Entscheidung sei mit dem Erzbistum abgestimmt. Die AfD machte den Vorgang nun öffentlich und warf dem Pfarrer «politische Diskriminierung» vor. Der «Westfälische Anzeiger» hatte zuerst berichtet.

Der AfD-Mitarbeiter habe in der Pfarrei St. Franziskus von Assisi seit mehreren Jahren unter anderem als Messdiener und Lektor ehrenamtlich mitgearbeitet, sagte der Sprecher des Erzbistums. Bei der AfD ist der 20-Jährige nach Angaben der Partei Büroleiter der Fraktion im Rat der Stadt Hamm.

Diese aktive Funktionärstätigkeit sei nicht mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Kirchengemeinde in Einklang zu bringen, argumentierten der Pfarrer und das Erzbistum in ihrer Stellungnahme. Sollte der ehemalige Messdiener seine öffentliche Tätigkeit für die AfD aufgeben, könne er aber seine ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Gemeinde wieder aufnehmen.

«Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar»

Pfarrer und Erzbistum beriefen sich bei ihrer Entscheidung auf eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz. Unter dem Titel «Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar» heiße es darin konkret: «Die Verbreitung rechtsextremer Parolen - dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – ist überdies mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.»

Der betroffene 20-Jährige will sich nun rechtlich gegen das Verbot seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Kirche wehren. Sein Rauswurf sei ein Verstoß gegen das Grundgesetz, dass eine Benachteiligung aufgrund politischer Überzeugungen untersagt. «Ich würde mir wünschen, dass der Pfarrer mir überhaupt einmal sagt, wo ich rassistisch oder antisemitisch gehandelt haben soll», sagte der AfD-Mitarbeiter auf Anfrage. «Dieser Ausschluss ist nicht nur eine Verletzung meiner Rechte als Gläubiger, sondern auch ein Verrat an den Grundsätzen der Toleranz und des Respekts, die die Kirche predigt.»

© dpa-infocom, dpa:240724-930-183252/1