NRW wählt den Bundestag - höhere Wahlbeteiligung in Köln
Jeder fünfte Wahlberechtigte lebt in NRW. Damit bringt das Bundesland viel Gewicht in die politische Waagschale. Unter den 110.000 Wahlhelfern ist auch eine Hundertjährige.
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Düsseldorf/Köln (dpa/lnw) - Bei der Bundestagswahl in Nordrhein-Westfalen haben bis zum Mittag zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgegeben. In der Millionenstadt Köln lag die Wahlbeteiligung deutlich höher als 2021. So hatten in Köln bis 12 Uhr rund 32,1 Prozent der Kölner Wahlberechtigten gewählt, wie die Stadt berichtete. 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt erst 27,9 Prozent. In den Kölner Zahlen ist auch ein Teil der Briefwähler berücksichtigt.
Landesweit sind im bevölkerungsreichsten Bundesland 12,6 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen - 21 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland. 2021 hatte die Wahlbeteiligung in NRW bei 76,4 Prozent gelegen.
Kanzlerkandidat Merz wählte in Arnsberg-Niedereimer
An seinem Wohnort im Hochsauerlandkreis wählte Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU). Er gab in der Schützenhalle nahe seines Hauses im Ortsteil Arnsberg-Niedereimer am Vormittag seine Stimme ab. Begleitet wurde er von seiner Frau Charlotte Merz. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte er den Wahlkreis mit 40,4 Prozent der Erststimmen direkt gewonnen und war damit nach längerer Politikpause in den Bundestag zurückgekehrt.
Die Wahllokale öffneten am Morgen um 8.00 Uhr - abgestimmt werden kann bis 18.00 Uhr. Rund 110.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sollen in NRW für einen reibungslosen Ablauf in etwa 16.000 Wahlräumen sorgen. Unter ihnen ist nach Angaben der Stadt Köln auch die 100 Jahre alte Lydia Mörs-Plattes, Kölns älteste Wahlhelferin.
Wahllokale öffneten mit Verspätung
Nicht alle Wahllokale öffneten pünktlich. So konnten in Herne die Wahlräume in einem Gymnasium nicht rechtzeitig aufgeschlossen werden. Bis das gelang, kam ein mobiles Wahlbüro der Stadt zum Einsatz. Auch in Dortmund gab es aus organisatorischen Gründen eine Verzögerung bei der Öffnung eines Wahllokals. Hier dauerte es 50 Minuten, bis gewählt werden konnte. Ein Notfall-Wahllokal der Stadt kam dort nicht zum Einsatz.
Insgesamt stellen sich allein in NRW 697 Männer und Frauen in 64 Wahlkreisen dem Bürgervotum. Von 15 Parteien wurden Direktkandidaten zugelassen. CDU, SPD, FDP und Grüne sind in allen Wahlkreisen vertreten. Die Linke ist in 63 Wahlkreisen zugelassen, die AfD in 62. Weitere Parteien sind in geringerem Umfang vertreten. Darüber hinaus kandidieren zehn Einzelbewerber.
Neues Wahlrecht für einen schlankeren Bundestag
630 Sitze sind im neuen Bundestag zu vergeben - aktuell sind es 733. Gewählt wird erstmals nach einem neuen Wahlrecht. Dabei wird ein Mischsystem aus Mehrheits- und Verhältniswahl angewandt.
Infolge der Reform zur Verkleinerung des Parlaments ziehen nicht mehr alle siegreichen Wahlkreis-Kandidaten automatisch in den Bundestag ein: Sie bekommen nur noch dann ein Mandat, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt, anderenfalls geht der Wahlkreis leer aus. Dafür entfallen die früher üblichen Überhang- und Ausgleichsmandate. Wer aus NRW tatsächlich in den Bundestag einziehen wird, entscheidet sich daher erst, wenn der Bundeswahlleiter das vorläufige amtliche Endergebnis für Deutschland mitgeteilt hat.
Die NRW-Ergebnisse 2021
Bei der Bundestagswahl 2021 holte die SPD in NRW mit 29,1 Prozent die meisten Zweitstimmen (bundesweit: 25,7). Die CDU stürzte hier wie deutschlandweit auf ein historisches Bundestagswahl-Tief ab: in NRW auf 26 Prozent (bundesweit zusammen mit der CSU: 24,1). Die Grünen erzielten in NRW 16,1 Prozent (bundesweit: 14,8), die FDP landesweit 11,4 Prozent (bundesweit: 11,5 Prozent) und die Linke 3,7 Prozent (bundesweit: 4,9). Die AfD schnitt in NRW mit 7,3 Prozent unterdurchschnittlich ab (bundesweit: 10,3). Die Wahlbeteiligung lag in NRW mit 76,4 Prozent geringfügig unter dem bundesweiten Wert (76,6).