Eine Blitzeraktion in NRW soll auf das Risiko für Fußgänger durch Raser aufmerksam machen. Experten fordern zudem mehr permanente Blitzer.
In Nordrhein-Westfalen ist zu schnelles Fahren eine der Hauptursachen für Verkehrsunfälle. Die Polizei plant eine Blitzeraktion, die am Montag und Dienstag stattfinden soll, um Autofahrer für die Gefahren des Geschwindigkeitsüberschreitens zu sensibilisieren. Diese Aktion beinhaltet temporäre Radarfallen sowie Gespräche mit den Fahrern.
Laut der jüngsten Unfallstatistik der Polizei NRW haben im Jahr 2024 mehr als 7.500 Fußgänger im Straßenverkehr einen Unfall erlitten, wobei 89 von ihnen dabei ums Leben kamen. Obwohl dies im Vergleich zum Vorjahr eine Reduktion um 2,5 Prozent zeigt, geschieht alle 71 Minuten ein Unfall mit einem Fußgänger. Die Gefährdung der schwächeren Verkehrsteilnehmer, insbesondere der Kinder und älteren Menschen, bleibt somit ein besorgniserregendes Thema.
Experten äußern sich kritisch zu den Maßnahmen der Polizei. Roland Stimpel, Vorsitzender des Lobbyvereins Fuss e.V., betont, dass es in urbanen Gebieten an festen Blitzern fehle. Diese seien notwendig, um wirkliche Verhaltensänderungen bei Autofahrern herbeizuführen. Auch die Polizeigewerkschaften bezweifeln die Effektivität von einmaligen Blitzeraktionen.
Der Verkehrspsychologe Jürgen Walter führt aus, dass viele Autofahrer, die regelmäßig zu schnell fahren, sich in einer Illusion der eigenen Unverletzbarkeit befinden. „Einen Tag nach einer Blitzaktion ist der Erfolg oft schon verpufft“, so Walter. Er schlägt vor, dass notorische Raser möglicherweise zu Aufklärungskampagnen verpflichtet werden sollten, um ihnen die Konsequenzen ihres Verhaltens vor Augen zu führen.
Stimpel fordert zudem von der Landespolitik, dass Kommunen mehr Entscheidungsfreiheit für Tempo-30-Zonen erhalten, insbesondere in der Nähe von Fußgängerüberwegen und Schulen. Das NRW-Verkehrsministerium hat bereits einen Antrag im Bundesrat eingebracht, der diese Initiative unterstützt, jedoch konnte keine Mehrheit erzielt werden.
Statistiken zeigen, dass oft Kinder und ältere Menschen unter den Verkehrsunfällen leiden. Von den 184 über 65-Jährigen, die 2024 im Verkehr getötet wurden, waren 48 Fußgänger. Viele dieser Unfälle geschehen an Orten, an denen eine entsprechende Infrastruktur fehlt, was die Betroffenen dazu verleitet, gefährliche Überquerungen vorzunehmen.
Das NRW-Verkehrsministerium erkennt die Bedeutung einer sicheren Fußwegestruktur an. Eine gute Gestaltung des Straßenraums fördert nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Eigenständigkeit älterer Menschen.
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass auch Fußgänger für Unfälle verantwortlich gemacht werden können, insbesondere wenn sie Ampeln ignorieren oder an nicht vorgesehenen Stellen die Straße überqueren. Die Strafen für solche Verstöße sind jedoch oft mild und tragen nicht zur Verhaltensänderung bei. Sanktionen wie hohe Bußgelder könnten hier notwendig sein.
Für eine nachhaltige Verbesserung der Verkehrssicherheit in NRW sei es unerlässlich, die infrastrukturellen Gegebenheiten und das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer zu überdenken.
Quellen: WDR, Unfallstatistik der Polizei NRW, Interview mit Roland Stimpel, Fuss e.V., Unfallforschung der Versicherer.
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