In Dortmund konnten zwei Schwarzfahrer durch eine Initiative freigekauft werden. Die Aktion stößt auf Zustimmung und kritische Stimmen.
Am 1. September 2025, dem sogenannten „Freedom Day“, erregte eine Initiative in Dortmund Aufsehen, als sie zwei Schwarzfahrer aus der Haft freikaufte. Mithilfe eines Koffers voller Fünf- und Zehn-Euro-Scheine wurde die Freiheit der beiden Männer ermöglicht.
Kurz vor 11 Uhr öffnete sich die Tür der Justizvollzugsanstalt Dortmund. Nico Schween, einer der freigekauften Schwarzfahrer, trat strahlend auf den Bürgersteig. Er hatte in einer Viererzelle acht Tage lang verbracht und äußerte seine Freude über die Rückkehr in die Freiheit. Der junge Mann erklärte, dass die Bedingungen in der Zelle schwierig waren.
Der Koffer, gefüllt mit rund 1.000 Euro, wurde von Leo Ihßen, einem Mitglied der Berliner Initiative „Freiheitsfonds“, mitgebracht. Ihßen betonte, dass der Freikauf nicht nur eine symbolische Geste sei, sondern auch auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam machen soll. Er kritisierte die strafrechtliche Verfolgung von Schwarzfahrern und verwies darauf, dass viele von ihnen aus einkommensschwachen Verhältnissen stammen.
Die Strafbarkeit des Schwarzfahrens in Deutschland geht auf ein Gesetz, das vor 90 Jahren von den Nationalsozialisten eingeführt wurde, zurück. Ihßen fordert, dass dieses Gesetz abgeschafft wird: „Dieses Gesetz darf kein Jahr älter werden.“ Nach geltendem Recht können Personen wegen Schwarzfahrens mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen belegt werden. In Nordrhein-Westfalen wurden im Zeitraum von August 2024 bis August 2025 insgesamt 134 Haftstrafen verhängt.
Die Reaktionen auf die Aktion sind gemischt. Während einige die Initiative unterstützen und die Praxis der Inhaftierung von Schwarzfahrern kritisieren, äußern andere Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die zahlenden Fahrgäste. NRW’s Justizminister Benjamin Limbach erklärte auf Anfrage des WDR, dass die Abschaffung der Strafbarkeit beim Fahren ohne Fahrschein ein Gewinn für alle Beteiligten sei.
Auch Sozialarbeiterinnen, die in der JVA Dortmund tätig sind, zeigen sich unzufrieden mit der aktuellen Situation. Sie weisen darauf hin, dass die Betroffenen oft psychisch krank, obdachlos oder drogenabhängig sind und durch die Haft von öffentlichen Leistungen abgemeldet werden müssen.
Insgesamt plant der „Freiheitsfonds“ die Freilassung von 100 Menschen in ganz Deutschland im Zuge dieses Gedenktages. Nico Schween, einer der Betroffenen, möchte nach seiner Freilassung seine Freundin überraschen und plant, sich einen gültigen Fahrschein zu kaufen – vielleicht sogar eine Tageskarte.
Quelle: WDR
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