Antisemitismus in NRW nimmt zu. Was die Antisemitismusbeauftragte Löhrmann dazu sagt und welche Maßnahmen geplant sind.
Der Jahresbericht 2024 der Antisemitismusbeauftragten von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann, belegt einen alarmierenden Anstieg judenfeindlicher Straftaten und Vorfälle im Bundesland. Während einer Pressekonferenz in Düsseldorf erläuterte Löhrmann, dass diese Problematik nicht einfach durch Bildung oder erinnerungskulturelle Maßnahmen behoben werden kann.
Löhrmann beschreibt die derzeitige Stimmung unter jüdischen Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen als „zugespitzt“ und „schlimm“, insbesondere hervorgehoben durch die aktuellen politischen Konflikte im Nahen Osten. Diese Situation hat zu einer verstärkten Angst und Sorge bei zahlreichen Juden geführt, die auch von erhöhtem Polizei- und Security-Schutz berichten.
Die Antisemitismusbeauftragte thematisierte auch die „Retraumatisierung der dritten und vierten Generation“ von Holocaust-Überlebenden. Diese Generation erfährt durch äußere Einflüsse, wie etwa durch Sichtbarkeit jüdischer Symbole, den Druck, sich «verstecken» zu müssen, um Anfeindungen zu entgehen.
Anton Tsirin, ein Jude aus Nordrhein-Westfalen, berichtet von persönlichen Anfeindungen, die er aufgrund seiner Kippa erleidet. Er engagiert sich gegen Antisemitismus an Schulen und versucht, auf aggressive Angriffe mit Gesprächen über das Judentum zu reagieren. Gleichzeitig äußert er die Möglichkeit, Deutschland im Falle von weiterem Unmut zu verlassen.
Löhrmann sieht insbesondere an Hochschulen akuten Handlungsbedarf. Sie schlägt vor, dass an allen Universitäten Antisemitismusbeauftragte berufen werden. Diese sollen Betroffenen Unterstützung bieten und Sensibilisierungsangebote schaffen. Zudem betont sie die Notwendigkeit, Medienkompetenz zu fördern, um junge Menschen für antisemitismuskritische Analysen zu sensibilisieren.
Um effektiv gegen Antisemitismus vorzugehen, plädiert Löhrmann für neue, zeitgemäße Ansätze in der Erinnerungskultur. Dazu gehört beispielsweise, dass Schülerinnen und Schüler in ihren Städten zu den Lebensgeschichten jüdischer Bürger recherchieren. Diese Art von Projekt soll dabei helfen, das Wissen um die Verfolgung jüdischer Menschen während des Nationalsozialismus zu vertiefen.
Wir schätzen Ihren Beitrag! Wenn Sie Fragen haben, uns Feedback geben oder einfach nur Hallo sagen möchten, steht Ihnen unser Team gerne zur Verfügung. Bitte zögern Sie nicht, uns über das unten angegebenen Kontaktformular zu kontaktieren.