Iranische Exilanten in Köln schildern ihre Erlebnisse im Iran-Konflikt.
Iranische Exilanten in Deutschland, wie Farzad und Amir, erleben die Konflikte im Iran aus unterschiedlichen Perspektiven mit Sorge. Hier teilen sie ihre Erfahrungen und Eindrücke vor und während des aktuellen Konflikts zwischen Israel und dem Iran.
Farzad lebt seit Jahrzehnten im Raum Köln und besuchte Anfang Juni den Iran. Zu diesem Zeitpunkt waren die Angriffe Israels auf die iranischen Atomanlagen noch nicht absehbar. Während seines Aufenthalts erlebte er, wie die Bombardierungen die Straßen Teherans schnell leer fegten. „Mit dem Angriff haben sich die Straßen schlagartig geleert. Die Basare wurden geschlossen,“ berichtet Farzad. Ihm fiel auf, dass viele Menschen die Stadt fluchtartig verließen, besonders jene, die kritisch gegenüber dem iranischen Regime eingestellt waren. Für diese gab es keine Hindernisse, um aus Teheran zu fliehen. „Die Busse und Bahnen konnten während der Angriffe kostenlos genutzt werden“, erklärt er.
Trotz der Bombardierungen verspürte Farzad keine Angst. Er beobachtete dennoch spontane Protestaktionen: Ein Nachbar rief laut auf seinem Balkon: „Tod Chamenei!“ Eine weitere Gelegenheit für politische Äußerungen ergab sich in der U-Bahn, wo ein Passagier Informationen über den Konflikt laut abspielte – ein Vorfall, der von anderen Fahrgästen missbilligt wurde. Größere, organisierte Proteste gegen das Regime blieb Farzad jedoch verborgen, während er zahlreiche Anti-Israel und Anti-USA-Demonstrationen wahrnahm. Auf die Zukunft Irans blickt Farzad pessimistisch, da er die Fronten als zu verhärtet empfindet.
Azadeh, eine Lehrerin aus Teheran, erlebte die Auswirkungen der Angriffe hautnah, als alle Schulen geschlossen wurden. Sie reiste mit ihrer Familie in den Nordwesten des Landes, um sich in Sicherheit zu bringen, als die Bombardierungen begannen. „Wir konnten noch Bomben hören, die 100 bis 150 Kilometer von uns entfernt explodiert sind“, erinnert sie sich. Trotz der Gefahren sieht Azadeh keinen Grund zur Panik, da sie auf den Krieg vorbereitet ist – eine Fähigkeit, die sie als Kind des Iran-Irak-Kriegs mitbekommen hat. Dennoch sah sie sich gezwungen, Teheran zu verlassen, um ihre Kinder zu schützen. Nach einigen Wochen kehrte ihre Familie in die Hauptstadt zurück, wo der Alltag wieder einsetzte.
Amir, der ebenfalls im Kölner Raum wohnt, hatte ursprünglich geplant, seine Familie im Iran zu besuchen, musste jedoch aufgrund der Konfliktsituation diese Pläne auf Eis legen. „Die Situation beunruhigt mich sehr. Viele Menschen sind betroffen und noch mehr könnten zu Schaden kommen“, äußert er seine Sorgen. Trotz seiner Besorgnis erkennt Amir auch Chancen im aktuellen Konflikt und sieht Potenzial für einen Regimewechsel. Anders als Farzad hat er eine kritische Sicht auf die iranische Führung und hegt Nostalgie für die Zeit vor der islamischen Revolution 1979.
Ilume auch wesentlich zu der iranischen Diaspora in Deutschland. Laut dem statistischen Jahrbuch lebten 2024 in Köln 16.288 Menschen mit iranischen Wurzeln, und die Zahl könnte deutlich höher sein, wenn die iranischen Staatsbürger in Betracht gezogen werden. Der iranische Kulturverein DIWAN schätzt die Zahl auf etwa 20.000.
In einer Zeit, in der der Iran unruhigen Zeiten entgegensieht, zeigt der Blick aus Köln, wie vielfältig die Erfahrungen und Perspektiven der iranischen Exilgemeinschaft sind. Während einige von ihnen die Herausforderungen in ihrem Heimatland exakt verfolgen, fragen andere sich, inwieweit es für sie möglich ist, zurückzukehren.
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