Bewährungsstrafe gegen Jugendlichen wegen Anschlagsplänen
Vier Jugendliche sollen sich über Terroranschläge ausgetauscht haben. Gegen drei von ihnen wird noch verhandelt, ein junger Mann aus Baden-Württemberg ist nun verurteilt worden.
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Stuttgart (dpa) - Nach islamistisch motivierten Anschlagsplänen auf Kirchen ist ein Jugendlicher aus dem württembergischen Ostfildern zu zwei Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Der damals 16-Jährige sei bereit gewesen, einen gemeinschaftlichen Mord, Brandstiftung mit Todesfolge und eine schwere staatsgefährdende Gewalttat zu begehen, entschied das Stuttgarter Landgericht in nichtöffentlicher Verhandlung. Das Strafmaß wurde zur Bewährung und unter Auflagen ausgesetzt, wie ein Sprecher weiter mitteilte.
Der Jugendliche war im Frühjahr 2024 gemeinsam mit drei Jugendlichen aus Nordrhein-Westfalen festgenommen worden, nachdem Behörden Chats über die mutmaßlichen Anschlagspläne entdeckt hatten. Gegen die anderen drei Verdächtigen wird noch vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt.
Jugendliche sollen zunächst andere Pläne gehabt haben
Die Planungen des Quartetts sollen nach früheren Angaben der Ermittler bereits konkreter gewesen sein. Zunächst sollen die Jugendlichen Anschlagsziele wie Hauptbahnhöfe, Gerichtssäle oder Polizeistationen in Erwägung gezogen haben.
Letztlich seien sie aber entschlossen gewesen, an einem Sonntag in Kirchen einzudringen, auf die Besucher dort zu schießen oder einzustechen und die jeweilige Kirche mit Molotowcocktails in Brand zu setzen, hatte die Staatsanwaltschaft vor Prozessbeginn ausgeführt. Der Jugendliche aus Ostfildern soll nach diesen Angaben Anleitungen zur Herstellung von Bomben und Molotowcocktails besorgt und weitergeleitet haben.
Die Kammer sei aber überzeugt davon, dass der junge Mann keine weiteren Straftaten mehr begehen werde, teilte der Gerichtssprecher mit. Die Pläne habe er gestanden, er habe glaubhaft bereut und sich in Untersuchungshaft, so der Eindruck, von islamistischem Gedankengut und der islamistischen Szene glaubhaft distanziert. «Er ist bereit und motiviert, an diesen Ursachen seiner Tat ernsthaft zu arbeiten», teilte das Gericht mit.
Im Jugendstrafrecht stehen – anders als bei Erwachsenen – die erzieherischen Aspekte ganz im Zentrum der Strafe.