Halbleiter-Start-up Black Semiconductor kommt voran
Als Industriestandort für Mikrochips hat Deutschland noch Luft nach oben, die geplante Chipfabrik von Intel in Magdeburg kommt vorerst nicht. Ein Hoffnungsträger startet nun im Westen der Republik.
Aachen (dpa/lnw) - Das Aachener Halbleiter-Start-up Black Semiconductor kommt bei seinem Vorhaben voran, den Einsatz von Halbleitern in der globalen Digitalindustrie effizienter und energiesparender zu machen. «Wir sind gut im Zeitplan und können die Konstruktion der Pilotanlage zeitnah beginnen», sagte Firmenchef Daniel Schall der dpa.
Man habe zum Jahreswechsel den neuen Firmensitz mit bis zu 15.000 Quadratmetern Produktionsfläche bezogen und nun inzwischen rund 50 Beschäftigte. Ende 2025 sollen es 100 sein. Bis 2030 soll die Mitarbeiterzahl deutlich steigen.
Das Unternehmen bekam im vergangenen Jahr einen Förderbescheid über rund 230 Millionen Euro, gut zwei Drittel davon vom Bund und der Rest vom Land NRW. Black Semiconductor stellt keine Chips - also Elektronikschaltungen - her, sondern Verbindungen mit Licht, der sogenannten Photonik, sowie die besondere Beschichtung, die diese ermöglicht.
Die Chips werden so miteinander vernetzt, dass die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen und leistungsfähiger werden. Die Chips werden etwa in Rechenzentren genutzt und sie sind im Digitalzeitalter wichtig für Künstliche Intelligenz (KI), für autonomes Fahren und andere Technologien.
Wafer sollen größer werden
Derzeit arbeitet «Black Semi» mit 200-Millimeter-Wafern, um zu forschen und zu entwickeln. Wafer sind Scheiben mit Chips und elektrischen Schaltungen darauf. In einer neuen Pilotanlage möchte die Firma ab 2027 in einer Entwicklungsphase 300-Millimeter-Wafer produzieren. «Da passen mehr als doppelt so viele Chips darauf als auf 200-Millimeter-Wafern», erklärt der 42 Jahre alte Firmenchef Schall. Pro Jahr sollen in dieser Entwicklungsphase mehrere Zehntausend Stück Wafer gefertigt werden.
2029 soll die Massenproduktion eingeleitet werden, die 2031 in ein Jahresvolumen von mehr als einer Million Wafer münden könnte. «Wenn wir genau wissen, wie der Prozessablauf funktioniert, werden wir Schritt für Schritt den Durchsatz erhöhen und in die Volumenproduktion kommen.»
Steigender Datenbedarf wird zur Herausforderung
Auf den Wafern von Black Semi werden Chips prozessiert, die durch das Kohlenstoff-Material Graphen mit photonischen Lösungen miteinander verknüpft werden - diese optischen Verknüpfungen sollen einen Echtzeit-Datentransfer ermöglichen. Graphen ist schwarz, daher der Firmenname.
«In der Revolution der Künstlichen Intelligenz geht der Bedarf an Rechenleistung durch die Decke - das ist ein Problem, das wir mit Optik lösen», sagt der Elektrotechniker Schall, der die Firma mit seinem Bruder Sebastian 2020 gegründet hat und mit ihm zusammen leitet. Sebastian Schall ist als Finanzchef an Bord.
Die Verbindungen ermöglichten eine optimale Verknüpfung von Unmengen an Chips. «Wir steigern die Effizienz von Berechnungen, das wird die Performance von Rechenzentren erheblich verbessern», sagt Daniel Schall.
Verbesserungen für Smartphone-Nutzer
Auf die Frage, wie der Verbraucher diesen Fortschritt merken werde, sagt er: «Im Grunde überall, wo Chips zum Einsatz kommen. So wird der Smartphone-Nutzer feststellen, dass seine KI-Anwendung besser läuft, die Performance wird besser.»
In Rechenzentren könne der Datendurchsatz etwa um das Tausendfache erhöht werden, zugleich verbessere sich der Strombedarf. «Man wird nicht mehr so viel Energie verbrauchen und die Kommunikation wird besser: Die Chips müssen nicht mehr so lange warten, bis sie Daten bekommen.»
Noch sind die Hallen, die ihre Firma nun bezogen hat, leer, im Laufe dieses Jahres soll sich das ändern. Vor einigen Jahren war in denselben Hallen schon einmal eine hoffnungsvolle Firma aus Aachen eingezogen: Das Elektroauto-Unternehmen e.Go produzierte dort seine Stromer. Die Firma ging später in die Insolvenz. Die Halbleiter-Hoffnung Black Semi möchte es besser machen.