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Raffinerie in Wesseling stoppt Kraftstoff-Produktion

Der Umbau der einstigen «Rheinland Raffinerie» im Süden von Köln geht voran. Am Standort Wesseling wird jetzt die Rohölverarbeitung eingestellt. Ab 2028 will Shell dort etwas anderes herstellen.

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Shell-Raffinerie in Wesseling Stefanie Paul/dpa

Wesseling (dpa/lnw) - Der Energiekonzern Shell stellt in den kommenden Tagen seine Rohölverarbeitung am Standort Wesseling bei Köln ein. Seit Inbetriebnahme der Raffinerie 1940 wurden dort Kraft- und Heizstoffe produziert - zunächst aus Kohle, später aus Rohöl, wie Shell Deutschland anlässlich einer Veranstaltung mitteilte. Am Standort Godorf will Shell auch weiterhin Rohöl verarbeiten. Beide Standorte bilden zusammen den Shell Energy and Chemicals Park Rheinland, den größten Raffinerie-Standort Deutschlands.

Neue Grundöl-Anlage soll ab 2028 Produktion starten

Neues Herzstück des Werksteils Wesseling soll eine neue Anlage zur Produktion sogenannter Grundöle werden. Der Bau hat bereits begonnen. Laut Shell kommen Grundöle in Schmierstoffen, in der Pharma- und Kosmetikindustrie sowie als Kühlflüssigkeit zum Einsatz. Die Produkte würden bei ihrer Nutzung in der Regel nicht verbrannt und verursachten so keinen oder nur einen geringen CO2-Ausstoß, betonte das Unternehmen. Shell will nach früheren Angaben einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in den Bau der Anlage investieren. Die Produktion soll 2028 beginnen.

Auch bei den Grundölen dient Rohöl als Ausgangsstoff. Dieses wird nach Angaben eines Sprechers in Godorf zu sogenanntem Vakuum-Gasöl weiterverarbeitet. Daraus würden dann in Wesseling die Grundöle produziert.

Ministerin: Investition ist Schritt in Richtung Klimaneutralität

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur begrüßte die Umbaupläne des Energiekonzerns. «Die Raffinerien stehen wie kaum eine andere Industriebranche vor umfassenden Veränderungen», sagte die Grünen-Politikerin laut einer Mitteilung. Dabei müssten sie ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten. «Denn klar ist, nur wer rechtzeitig in neue Technologien und Prozesse investiert, wird zukünftig wettbewerbsfähig sein können.» 

«Shell hat sich das Ziel gesetzt, global bis 2050 ein Netto-Null-CO2-Unternehmen zu werden und mehr Wert mit weniger Emissionen zu generieren», sagte der Shell-Manager Marco Richrath (Senior Vice President Chemicals & Products Europa). Die Investitionen im Energy and Chemicals Park Rheinland seien ein Beleg für Shells Willen, diese Strategie in die Tat umzusetzen und die Energiewende voranzutreiben, wenn die wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen stimmten.

In Wesseling baut Shell derzeit auch einen Elektrolyseur zur Wasserstoffproduktion. Die 100 Megawatt-Anlage soll 2027 in Betrieb gehen. In Godorf hat das Unternehmen im Frühjahr 2024 eine große Anlage zur Produktion von verflüssigtem Biomethan in Betrieb genommen, das etwa im Schwerlastverkehr zum Einsatz kommt.

Shell will Rohöl-Destillationseinheit am 21. März endgültig abschalten

Konkret beendet wird die Rohölverarbeitung in Wesseling durch Abschaltung einer großtechnischen Anlage, einer sogenannten Rohöl-Destillationseinheit. Der Abschaltprozess läuft nach Angaben eines Sprechers bereits seit einigen Wochen. Endgültig Schluss sein soll am 21. März. Die Raffineriekapazität beider Standorte zusammen betrug bislang mehr als 17 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr. Davon entfielen 7,5 Millionen Tonnen auf Wesseling.

Der Umbau des Standorts hat auch Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze. Derzeit arbeiten an beiden Standorten zusammen rund 3.000 Menschen, auf Shell entfallen davon rund 1.500 Vollzeitstellen. In den kommenden Jahren wird diese Zahl wegen der Umwandlung nach Angaben eines Sprechers auf rund 1.100 zurückgehen, vor allem dadurch, dass Stellen nicht nachbesetzt werden.

© dpa-infocom, dpa:250314-930-403879/1