Chefarzt Prof. Dr. Joachim Volz klagt gegen das Abtreibungsverbot am Klinikum Lippstadt, das seit einer Fusion in Kraft ist.
Am heutigen Tag startet vor dem Arbeitsgericht Hamm die Verhandlung über das Abtreibungsverbot am Klinikum Lippstadt. Der Chefarzt der Gynäkologie, Prof. Dr. Joachim Volz, hat gegen eine Dienstanweisung seines Arbeitgebers geklagt, die in diesem Jahr in Kraft trat.
Das Verbot, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, wurde nach der Fusion des evangelischen Krankenhauses Lippstadt mit dem katholischen Dreifaltigkeitshospital erlassen. Dieses Verbot gilt, es sei denn, das Leben der Mutter ist in akuter Gefahr. Prof. Dr. Volz kritisiert die Regelung als unvereinbar mit seiner ärztlichen Ethik und Verantwortung. „Ich soll meine Patientinnen im Stich lassen und sie kilometerweit wegschicken, obwohl ich helfen könnte. Selbst bei schweren Fehlbildungen des Fötus oder Schwangerschaften nach Vergewaltigungen halte ich das für unterlassene Hilfeleistung,“ so Volz.
Die katholische Kirche, die das Klinikum Lippstadt betreibt, lehnt Abtreibungen grundsätzlich ab und argumentiert, dass das Leben eines ungeborenen Kindes gleichwertig zum Leben der Mutter ist. Im evangelischen Krankenhaus hingegen wurden Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten medizinischen Voraussetzungen bis zur Fusion erlaubt, beispielsweise bei drohenden schweren Behinderungen des Kindes.
Bereits im April fand ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Hamm statt, bei dem die Parteien zu keiner Einigung gelangen konnten. Der Richter wies jedoch darauf hin, dass die Kirche aufgrund des kirchlichen Arbeitsrechts das Recht hat, Abtreibungen zu verbieten. Diesbezüglich ließ sich auch keine klare Regelung finden, sollten Mitarbeitende gegen die Werte des Klinikums handeln.
Der Streit um das Abtreibungsverbot hat zu einer breiten öffentlichen Debatte und Protesten geführt. Eine Online-Petition, die mehr als 230.000 Unterschriften gesammelt hat, fordert ein Ende des Abtreibungsverbots. Gleichzeitig gibt es Vorwürfe gegen Prof. Dr. Volz, das religiöse Prinzip der katholischen Kirche in Frage zu stellen. Zum Beginn der Verhandlung sind zudem Demonstrationen für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche und gegen das kirchliche Arbeitsrecht geplant.
Die Teilnehmenden der Demonstration wollen vom evangelischen Krankenhaus bis zum Amtsgericht Lippstadt ziehen und ihre Forderungen lautstark zum Ausdruck bringen.
Dieser Fall könnte weitreichende Auswirkungen auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und die medizinische Praxis in der Region haben.
Quelle: WDR
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