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Kunst in Bewegung - Tausende zum Akademie-Rundgang erwartet

Der Rundgang an der Kunstakademie Düsseldorf lockt jedes Jahr Tausende Kunst-Interessierte an. Sammler und Galerien suchen neue Talente. Studierende hoffen darauf, entdeckt zu werden.

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Rundgang der Düsseldorfer Kunstakademie Henning Kaiser/dpa

Düsseldorf (dpa/lnw) - Es fließt Blut und auch KI spielt mit: Performance, Technik und manchmal auch Künstliche Intelligenz (KI) prägen viele Arbeiten beim traditionellen Winterrundgang an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie. Von Mittwoch bis Sonntag präsentieren die Studierenden wieder ihre Semester- und Abschlussarbeiten. 

Bis zu 40.000 Besucher schauen sich jedes Jahr die überregional beachtete Leistungsschau der jungen Künstler und Künstlerinnen in Düsseldorf an, was auch an renommierten Professoren wie Gregor Schneider, Tomma Abts oder Thomas Grünfeld liegen dürfte. Die Kunst der Studierenden ist auch ein Gradmesser für gesellschaftliche Stimmungen. 

Kunstblut und KI

Die Kunst ist in Bewegung - mehrere Arbeiten setzen dieses Jahr auf Performance. In einem Glaskasten stehen sich zwei Frauen eine Stunde lang gegenüber. Sie stehen barfuß in Kunstblut, Blut tröpfelt von der Decke auf sie herab - die Studentin Saskia Tamara Kaiser aus der Klasse von Gregor Schneider illustriert damit die Erfahrung von Leid in Partnerschaften. 

Naomi Xila-Xulis hat sich vollständig verkabelt und kann mit einem Radar Menschen erkennen. Hinter ihr auf dem Boden schlängelt sich ein leuchtender Echsenschwanz - generiert durch KI. Wer sich in das schneckenhausartige Labyrinth von Laura Jendrossek wagt, hört wilde Klaviermusik. Es sind die musikalisch übersetzten Herzfrequenzen der 24-jährigen Studentin.

Kunst aus Treibholz und Kabelbindern

Für fantasievolle Installationen wählen die Studierenden einfache Materialien. Anna Francesca Fuhrich hat ein hohes bettartiges Gestell aus Rhein-Treibholz mit einer Art Lattenrost aus Bienenwachsstäben gefertigt. Es trägt den zweideutigen Titel «Rest», was auf Englisch «ausruhen» bedeutet und auf Deutsch für den Überrest steht. 

Ein kunstvoller Wandteppich aus schwarzen Kabelbindern stammt von Tayyib Sen. «Mitgift» hat Sen das Werk genannt und erinnert damit an die Gastarbeiter-Geschichte seines türkischen Vaters. Elija Wagmann aus der Klasse von Thomas Grünfeld hat einen Phoenix aus Bronze geschaffen mit dem Hals eines Schwans, gerupften Flügeln und langen Schwanzfedern wie bei einem Goldfasan. 

Zu sehen sind beim Rundgang auch ein Mobile mit Schafsköpfen aus Keramik, ein Sandmosaik in Form von Pflastersteinen auf dem Boden oder zwei mit Wasser gefüllte Badewannen, die die heute befremdlich wirkende Form der Wannen des 19. Jahrhunderts haben. 

Tücken der Technik

Ein Gerät zeichnet auf, wie ein Computerprogramm vergeblich versucht, sich mit Alltagsdingen zu vernetzen - ob mit Waschmaschinen, Maracujas oder einem Goldfisch. 

In einen Inkubator hat Jan Hunkemöller mit Tinte beschriebenes Papier gelegt. Bis zum Ende des Rundgangs am Sonntag soll der in Archiven und Bibliotheken gefürchtete «Tintenfraß» zugeschlagen haben - das Papier wird braun und zerbröselt.

© dpa-infocom, dpa:250205-930-365640/1