Ein Jahr nach dem Anschlag in Solingen: Bedeutung von Gedenktagen für Traumaüberwindung.
Ein Jahr nach dem tragischen Anschlag auf dem Solinger Stadtfest, bei dem drei Menschen getötet und zehn weitere verletzt wurden, findet ein Gedenktag statt. Die Stadt feiert unter dem Motto „Wir feiern weiter!“ und plant ein Gedenkkonzert für die Opfer.
Der Psychotherapeut und Trauma-Experte Christian Lüdke, der bundesweit tätig ist, betont die Bedeutung solcher Jahrestage für die Gemeinschaft und die Betroffenen. In einem Interview mit dem WDR äußerte er: „Jahrestage erfüllen eine zentrale gesellschaftliche und traumatherapeutische Funktion, da sie kollektive Momente der Erinnerung schaffen.“ Lüdke erklärt, dass Gedenktage heilsame Erinnerungsanker im Umgang mit kollektivem Trauma bilden und wichtigen Raum für Erinnerungen, Würde und Neubeginn bieten.
Er betont ebenfalls, dass solche Tage richtig gestaltet werden müssen, um keine retraumatisierenden Erlebnisse zu verursachen. Stattdessen sollen sie Hoffnung und Zuversicht vermitteln. „Es geht darum zu zeigen: Gemeinsam sind wir stärker als das Böse“, sagt Lüdke.
Die Ansätze zur Verarbeitung von Trauma sind bei Menschen unterschiedlich. Lüdke beschreibt, dass einige Menschen rational versuchen, die Ereignisse zu verstehen, während andere emotional reagieren oder das Erlebte komplett abspalten. Gedenktage können dabei helfen, die belastenden Erfahrungen in das Leben zu integrieren.
Nach Lüdke sind Menschen am erfolgreichsten, die über soziale Netzwerke und eine gewisse Lebenszufriedenheit verfügen. Unterstützung von stabilen Bezugspersonen ist entscheidend, um gemeinsam Mut und Zuversicht zu finden.
Im Laufe der Zeit kann eine traumatische Reifung vorgenommen werden. Menschen erkennen manchmal positive Aspekte in ihren Erfahrungen und beginnen, bewusster zu leben. Dennoch ist Lüdke der Meinung, dass der Spruch „Die Zeit heilt alle Wunden“ nicht für alle Traumen zutrifft, besonders bei extremen Verlusten wie dem Tod von Angehörigen.
Lüdke empfiehlt, sich bewusst mit angenehmen Dingen abzulenken, um die schrecklichen Erlebnisse zu mildern. Bewegung, gesunde Ernährung und soziale Aktivitäten können helfen, Glückshormone zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern.
Quelle: WDR
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