Chefarzt Prof. Dr. Joachim Volz fordert Recht auf Schwangerschaftsabbrüche in Lippstadt. Verhandlung vor Gericht sorgt für öffentliche Debatte.
Die rechtlichen Auseinandersetzungen um das Abtreibungsverbot am Klinikum Lippstadt nehmen weiter Fahrt auf. Nachdem das Arbeitsgericht Hamm die Klage des Chefarztes der Gynäkologie, Prof. Dr. Joachim Volz, abgewiesen hat, sieht sich dieser in seiner ärztlichen Verantwortung bedroht. Seit der Fusion des evangelischen Krankenhauses mit dem katholischen Dreifaltigkeitshospital gilt am Klinikum ein generelles Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, lediglich in Fällen akuter Lebensgefahr für die Mutter sind Abtreibungen erlaubt.
Prof. Dr. Volz hatte gegen die Dienstanweisung, die seit Februar in Kraft ist, geklagt. Er bezeichnete das Verbot als unvereinbar mit seinen Pflichten als Arzt, insbesondere wenn es um schwerwiegende medizinische Diagnosen oder Situationen wie Vergewaltigungen geht. “Ich soll meine Patientinnen im Stich lassen und sie kilometerweit wegschicken, obwohl ich helfen könnte”, erklärte er im Vorfeld der Verhandlung.
Nach der Entscheidung des Gerichts äußerte Volz seine Enttäuschung und kündigte an, in Berufung gehen zu wollen. Er kritisierte die Kurzheit des Urteils und erklärte: „Wenn es sein muss, werde ich so weit gehen, wie ich kann.“ Das Klinikmanagement hingegen hat die Entscheidung als Bestätigung ihrer praktizierten Richtlinien gewertet.
Der Erlass des Abtreibungsverbots wurde als Bedingung für die Fusion der beiden Krankenhäuser festgelegt, was zu einer starken öffentlichen Debatte führte. Über 230.000 Menschen haben in einer Online-Petition ein Ende des katholischen Abtreibungsverbots gefordert. Ein Demonstrationszug mit rund 2.000 Teilnehmern fand zur Verhandlung statt, wobei viele für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche eintraten.
Das Erzbistum Paderborn, das das Klinikum betreibt, verteidigte das Verbot und betonte, dass es eine ethische Haltung widerspiegelt, die allen Lebensformen von der Empfängnis an Würde zuspricht. Vertreter des Erzbistums sind sich bewusst, dass diese Position für viele als Zumutung empfunden werden kann, und bieten Beratungsangebote für betroffene Frauen an.
Die Diskussion um das Abtreibungsverbot in Lippstadt spiegelt einen breiten gesellschaftlichen Konflikt wider, in dem Fragen von Selbstbestimmung, ethischen Wertvorstellungen und religiöser Einflussnahme zentral sind.
Diese Auseinandersetzung wird mit Spannung weiterverfolgt, da die rechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen weitreichend sind.
Quelle: WDR
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